Oper „Aus einem Totenhaus“ :
Ganz malerisch, so ein Straflager

Lesezeit: 4 Min.
Frank Castorf hat - in Anspielung auf die Ermordung von Leo Trotzki - auch eine mexikanische Totenprozession auf Lager.
Frank Castorf gewinnt an Münchens Staatsoper „Aus einem Totenhaus“, der letzten Oper von Leoš Janáček, viele Schauwerte ab.

Material zu sammeln und darüber gebieten zu können, daraus zog der Komponist Leoš Janáček eine besondere Genugtuung. Mehrere Notizbücher hatte er mit Sprechmelodien – genauen Skizzen, wie Menschen in bestimmten Situationen reden – gefüllt. Und bei seiner letzten Oper, „Aus einem Totenhaus“ nach dem Straflagerbericht von Fjodor Dostojewskij, der selbst in einer „Katorga“ in Sibirien eingesessen hatte, war Janáček besonders stolz darauf, dass er die Beichte des Mörders Schischkow im Lager so vertont habe, „dass man erkennt, es ist Nacht“. Man könne hören, „dass er heimlich spricht“ und dass „die Kranken um ihn herum schwer seufzen“. Dieser Naturalismus der Materialbehandlung, das virtuos Malerische also in der Darstellung von Elend, hat den Regisseur Frank Castorf an der Musik von Janáček fasziniert. Man könne in der Musik zum „Totenhaus“ die Ketten rasseln, die Sägen ächzen, die Feilen schaben hören. Und dieser saftigen Konkretheit wegen haben Castorf und sein Bühnenbildner Aleksandar Denić, mit dem er schon in Bayreuth Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ auf die Bühne des Festspielhauses gewuchtet hatte, nun an der Bayerischen Staatsoper in München auch nichts Abstraktes, sondern etwas „ganz Veristisches“ gewollt.

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