Oper „Antikrist“ in Mainz :
Überbietungsmusik ohne Atempausen

Von Christiane Wiesenfeldt
Lesezeit: 4 Min.
Stimmlich ein Großereignis: Vida Mikneviciute als „Große Hure“ (vorn), dahinter, ebenfalls gewaltig, Michael Mrosek als „Hass“
Zum ersten Mal in Deutschland: Die Oper „Antikrist“ des Dänen Rued Langgaard ist eine christliche Allegorie mitten in der Moderne um 1930. In Mainz spornt sie alle zur Höchstleistung an.

Wenn das Ende einer Oper nicht überzeugt, kann das mehrere Gründe haben. Entweder sind Handlung oder Musik oder beides unlogisch. Oder es ist zu viel Ironie im Spiel. Wenn nun aber Handlung und Musik stimmig sind, und Ironie gänzlich fehlt – was dann? Dann befinden wir uns in einer neuromantischen Oper des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Hier sind Ambivalenz und Sperrigkeit Programm; es regiert eine rücksichtslose Ich-Bezogenheit, die nicht auf Verständnis gepolt ist. Stattdessen wird das Ich immer neuen, immer schmerzhafteren Selbstdiagnosen und Defizitanalysen unterworfen. Am Schluss kann dann nicht einmal mehr Gott helfen.

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