„Poppea“ in Salzburg :
Wir lieben unsere Machtmonster

Lesezeit: 4 Min.
Spiel von Lieben und Töten: Kate Lindsey als Nero und Sonya Yoncheva als Poppea in Salzburg.
Eine Nackedei-Tanzcombo drängt die Sänger in den Hintergrund und alle haben was zu lachen, zumindest auf der Bühne: Claudio Monteverdis „Krönung der Poppea“ ist in Salzburg ein Happening. Und was für eins.

Wenn er sich nicht schon längst auf Kaiser Neros Befehl selbst entleibt hätte, würde Seneca sich jetzt totlachen. Er steht, wie am Jüngsten Tage auferstanden, an der Spitze der bedenklich mageren Männer und Frauen von der Nackedei-Tanzcombo „Bodhi Project & Sead“, die mit ihren Körperknäueln drei Stunden lang im Salzburger „Haus für Mozart“ die Musik von Claudio Monteverdi aus dem Aufmerksamkeitsfokus des Publikums zu verdrängen suchten, und lacht. Alle lachen: Seneca lacht mit weit entblößten Zähnen, achtzehn Tänzer um ihn herum lachen in gespenstischer Zeitlupe mit gestisch explodierenden Körpern, lachen über einen unfassbar schlechten Witz.

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