Domingo in Salzburg: Triumph eines Ausnahmekünstlers

Domingo in Salzburg: Triumph eines Ausnahmekünstlers
Plácido Domingo triumphierte bei den Salzburger Festspielen mit den „Perlenfischern“ - sein 150. Rollendebüt.

Plácido Domingo war, ist und wird immer ein Phänomen bleiben. Bei einer konzertanten Aufführung von Georges BizetsLes Pecheurs des Perles“ gab er sein 150. Rollendebüt in der Bariton-Partie des Zurga.

 

 

Das Phänomen Domingo aber manifestiert sich nicht in erster Linie am dichten Aufkommen seiner Auftritte, keineswegs an der Vielseitigkeit seiner Aktivitäten als Musiker – Domingo ist auch als Dirigent präsent – sondern an der Art wie er singt.

 

 

Domingo in Salzburg: Triumph eines Ausnahmekünstlers

Zweijahrhunderttenor

Dieses Wie macht ihn zum Zweijahrhunderttenor. Die Dimensionen des Großen Festspielhauses eroberte er mit erstaunlicher Leichtigkeit. Die Tenor-Arie des Nadir „Je crois entendre encore“ („Ich glaube immer noch zu hören“), die bekannteste Arie der „Perlenfischer“, war einst eines seiner Glanzstücke. Als eifersüchtiger Oberfischer Zurga, der seinen besten Freund hinrichten lassen will, weil dem die Liebe jener Frau gilt, die er begehrt, zeigt er, dass er die Wandlung zum Bariton tvollzogen hat.

Seine Stimme verfügt auch nach mehr als fünf Jahrzehnten über ein herrliches Timbre und Ausdruck. Wenn er Verdi singt, wie zuletzt den Germont in „La Traviata“ an der Wiener Staatsoper, mutet das oft so an, als würde ein Tenor einen Ausflug ins tiefere Fach wagen. Nicht so bei Bizet. Die Arie des Zurga im dritten Akt intonierte er ausgewogen und mit fulminantem Furor. Da bestand kein Zweifel mehr – dieses Feuer lodert noch immer.

Mit Javier Camarena als Nadir stand ihm ein Kollege zur Seite, der hören ließ, dass er Zukunft hat. Klar im Ausdruck, sicher in den Höhen, zeigt der Mexikaner, weshalb ihn bedeutende Häuser wie die New Yorker Metropolitan Oper engagieren und ihn Cecilia Bartoli mit einem Album („Conrabandista“) in ihrer Schiene bei Decca herausbringt. Im Duett mit Domingo harmoniert diese Stimme ideal.

Aida Garifullina wirkt als Priesterin Leila zu Beginn etwas angespannt. Ihr Sopran, der über tolle Höhen verfügt, klingt fast zu hart. Das verliert sich gegen Ende und steigert sich in Makellosigkeit. Stanislav Tromifov, der auch in Tschaikowskys „Pique Dame“ bei diesen Festspielen auftritt, ergänzt als Nourabad optimal.

Der Philharmonia Chor Wien intonierte passioniert. Dirigent Riccardo Minasi gelang es, nach und nach dem Mozarteumorchester Salzburg Spannung abzuringen. Das Publikum bejubelte die starke Sängerbesetzung.

Von Susanne Zobl

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